ZURÜCK ZUR HOMEPAGE



Top-Trainer Günter Bresnik, der unter anderen früher Boris Becker und Henri Leconte arbeitete, führt ein Tennis-Akademie in Wien, wo Dominic Thiem und Ernest Gulbis trainieren.


Günter Bresnik über Alexander Zverev:



„Der ist der Wahnsinn."


Wie das?  So wie der als Jugendlicher spielte und jetzt mit erst neunzehn Jahren spielt. Ich nenne ihn seit Jahren „Nummer eins." Für mich ist er die hundertprozentige Nummer eins der Zukunft und bei solchen Vorhersagen habe ich mich als Trainer nie getäuscht.

Warum sind Sie sich da so sicher?  Er ist halb Deutscher und halb Russe. Das ist eine Super-Kombination. In der Kombination die Beste.

Und warum?  Die Eigenschaften, die er dadurch mitbringt, ergänzen sich total - etwa die technischen Fähigkeiten wie sie ein Marat Safin hatte und dazu Fleiß, Hingabe und hundertprozentigen Einsatz.

Worauf kommt es im Match besonders an?  Die zwei wichtigsten Schläge sind Aufschlag und Return. Für die ist er wie geschaffen und die beherrscht er dementsprechend sehr gut.

Warum ist er schon so früh so weit?  Er hatte den Vorteil, dass seine Eltern (Anm: Vater Alexander war russischer Davis-Cup-Spieler, Mutter Irina eine der besten Turnierspielerinnen in der Sowjetunion und Deutschland) mit dem älteren Sohn Mischa Erfahrungen sammeln konnten. Gute und schlechte, denn Mischas Profitennis-Karriere ist nicht ganz optimal gelaufen. Daraus haben sie gelernt und die Entwicklung des jüngeren Sohnes optimal vorangetrieben.

                                  aufgezeichnet von Eberhard Pino Mueller

--------------------------------------------------------------------

Peter Pfannkoch der Bundestrainer der Junioren des Deutschen Tennis Bundes über Alexander Zverev:



„Ich bin sehr, sehr optimistisch"



Was war Alexander Zverev, den Sie als Jugendlichen bei Turnieren betreut haben, für ein Spieler?

Peter Pfannkoch:  Genau das, was man heute sieht. Er ist ein aggressiver Spieler, mit einem unheimlichen Willen , sich zu verbessern. Er ist immer aufmerksam, hundertprozentig bei der Sache und bereit, alles mitzugehen und zu geben.

War er immer so?

Peter Pfannkoch:  Ich kenne ihn schon, seitdem er mit seinem Bruder und seinen Eltern zu Jugendturnieren mitfuhr. Als er sieben Jahre alt war, und sein Bruder Mischa beim US-Open-Jugendturnier verloren hatte, mussten wir ihn auf der Anlage suchen, weil er sich enttäuscht irgendwo hingesetzt hatte. Da konnte man schon sehen, mit welchem Ehrgeiz er mit Tennis verbunden war.

Warum ist sein Tennis so außergewöhnlich?

Peter Pfannkoch:  Weil er alle technischen Voraussetzungen hat. Er verfügt über einen erstklassigen Aufschlag und beide Seiten, sowohl die Vorhand als auch die Rückhand, sind sehr stark. Und wenn jetzt die athletische Komponente hinzukommt, die sich zusehends entwickelt, wird man sehen, dass er alles drauf hat.

Erinnert er Sie ein bisschen an den jungen Boris Becker?

Peter Pfannkoch:  Wenn ich so darüber nachdenke, gibt es schon die eine oder andere Parallele. Wenn's nicht so gut läuft, kann er auch mal sehr impulsiv sein, sich aber auch gleich wieder abreagieren und konzentrieren. Das hat auch Boris fantastisch gemacht, aber sonst sehe ich sie doch recht unterschiedlich.



Hat er denn den tierischen Ehrgeiz eines Boris Becker?

Peter Pfannkoch:  Würde ich so sehen, wie ich ihn kenne. Ich meine damit diesen positiven Ehrgeiz. Er spielt heute schon, vom Kopf her, mit den Welt besten. Er will die jeden Tag so ein bisschen beeindrucken und auch schon vom Thron schütteln. Die Matches wie zum Beispiel gegen Dominic Thiem sind die prägenden Matches, die in der Zukunft sicherlich häufiger und sehr spannend werden.

Wie sehen Sie das Match, das er gestern hier in Roland Garros gegen Dominic Thiem verloren hat? (Anm. d. Redaktion: Das Gespräch wurde bei den French Open geführt)

Peter Pfannkoch:  Nach dem gewonnenen Satz hätte er im zweiten vielleicht etwas mehr auf's Gas drücken sollen. Dominic ist ein paar Jahre älter und biologisch körperlich weiter. Man merkte im weiteren Spielverlauf, dass Sascha die Kraft etwas wegging. Da haben noch ein paar PS für mehr Aggressivität gefehlt. In seinem Alter so zwei Meter auf dem Platz zu bewegen, ist anstrengender, als wenn einer schon mehr Kilometer in den Beinen hat und die Belastungen schon länger verträgt. Noch ein, zwei Jahre, dann braucht man sich aber darüber keine Gedanken mehr machen.

Was sagen Sie zu seiner Körpersprache auf dem Platz?

Peter Pfannkoch:  Ich finde, seine Körpersprache ist altersgemäß. Es ist doch normal und sogar gut, wenn Emotionen sichtbar werden. Man muss den Frust, ich denke da an John McEnroe, nur gleich wegstecken können, um sich das Spiel nicht kaputt zu machen. Und das kann Sascha schon recht gut.   

Was hat Sie an ihm noch besonders beeindruckt?

Peter Pfannkoch:  Wie er schon in jungen Jahren im Team gut funktioniert hat. Da gab's weder Allüren noch sonst was. Er hat sich mit allen gut verstanden. Obwohl seine Leistung so war, dass er die Mannschaft oft mitziehen musste, und er manchmal für den Erfolg der einzige war, hat er das nie herausgestellt.

Was können Sie zu seiner Familie und seinem Umfeld sagen?

Peter Pfannkoch:  Ich kenne die Familie und die Leute, die drum herum sind. Das sind erstklassige Fachleute. Das Umfeld macht alles dafür, dass es bei Sascha wunderbar läuft. Was mich sehr freut, ist, dass die Familie den Aufbau sehr vernünftig sucht. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es anderswo besser laufen könnte.

Was kann er sich von Federer, Nadal, Djokovic & Co noch abgucken?

Peter Pfannkoch:  Die totale Professionalität, aber die ist in jedem Fall auch bei ihm schon deutlich zu erkennen. Die Top-Ten-Spieler sind außergewöhnliche Persönlichkeiten, die alles haben, sonst stünden sie nicht da. In erster Linie Leidenschaft und Zielstrebigkeit, die auch Sascha hat. Von der Seite hat er Charaktereigenschaften, die die ganz Großen auch haben.

Nadal, Federer und andere Topspieler halten große Stücke von ihm und sehen in ihm einen zukünftigen Grand-Slam-Sieger. Sehen Sie das auch so?

Peter Pfannkoch:  Wenn das solche Champions sagen, fällt es mir leicht, das zu bestätigen. Als ich seine Möglichkeiten im Alter von 14, 15 Jahren gesehen habe, sah es schon sehr gut aus und jetzt erst recht. Allerdings ist es noch ein langer Weg zu den Erfolgen der ganz Großen, doch wenn man die Geschwindigkeit anguckt, wie er sich entwickelt, spricht das dafür, dass er sicherlich bis dahin vorstoßen kann.

Er wird also die deutschen Hoffnungen auf große Erfolge mal erfüllen können?

Peter Pfannkoch:  Wir haben seit den großartigen Erfolgen vor zwanzig Jahren bekanntermaßen sehr hohe Erwartungen in allen Bereichen. Sascha macht einen unheimlich guten Job und zeigt uns permanent, was er mitbringt. In der Form, in der er ist und wie bei ihm alles läuft, sieht die Zukunft wirklich rosig aus. Aber wir wissen auch, er ist jung, erst 19 Jahre alt, und es kann immer was passieren. Ich bin aber wie alle Experten sehr, sehr optimistisch.

                                                                             Eberhard Pino Mueller  -   

publiziert:  Juli  2016  --  DTZ Deutsche Tennis Zeitung
Tennisbibliothek 
TAKEOFF-PRESSPresse-Dienst-Süd  --  JOURNAL/EURO

zurück

nächster Beitrag